Max Gehrt-Werk

1. Die Firma Max Gehrt: Von der Papierhohlkörperherstellung zum Rüstungsbetrieb

Vor dem Kauf des Grundstückes durch Max Gehrt

Die Vorgeschichte des Areals an der Uhlandstraße vor dem Kauf des Grundstückes durch den Glauchauer Unternehmer Max Gehrt wird aus der folgenden Zeitleiste ersichtlich.

ca. 1910 Bau des ersten Gebäudekomplexes - L/B/H 48/32/17 m, 4-geschossig, 2-schiffig
20.09.1915 Eintrag in Handelsregister als Fa. Gesellschaft für Papierhohlkörper und Maschinenanlagen mbH, Zweigniederlassung der in Magdeburg bestehenden Hauptniederlassung, Geschäftsführer: Peter Ernst Winnertz
Papyroplastwerke Penig

Abbildung 2: Papyroplastwerke Penig ca. 1925

 
1916 Planung Neubau der PapyroplastwerkePenig
1929 Deutsche Papyroplastwerke A.G. Penig (Sa.), Mitbeteiligung durch Metropole Industries Ltd. London
ca. 1932 Bau eines zweiten Gebäudeteils - L/B/H 22/21/9 m, Halle, teilunterkellert
1935 Bau eines weiteren Gebäudeteils - L/B/H 27/13/15 m, 4-geschossig, nicht unterkellert
1936 Der Glauchauer Rohproduktionshändler Max Gehrt erwirbt das Grundstück mit Gleisanschluss

Der Rohproduktionshandel Max Gehrt aus Glauchau

Der gelernte Schumacher Max Gehrt (*4.Oktober 1863 in Glauchau †16.Mai 1941) meldete 1886 einen Rohproduktionshandel (Lumpen und Papier) auf der Oberen Muldenstraße in Glauchau als Gewerbe an. Später erwarb er die Grundstücke Kaisergasse 14 (1894, heute Thomas-Müntzer-Gasse) und Kaisergasse 13 (1906). Der Rohproduktionshandel wurde in der Folge um Schrott, Buntmetall und Eisenträger erweitert. Max Gehrt kaufte die an die Kaisergasse 14 angrenzende Papiermühle und 1936 in Penig ein Grundstück mit Gleisanschluss an der Uhlandstraße. Die Firma existiert noch heute als Entsorgungsfachbetrieb Max Gehrt, immer noch ansässig in der Thomas-Müntzer-Gasse 13 in Glauchau. Inhaberin ist seit 1999 Ursula Kristek, geb. Gehrt.

Vom Altstoffhandel zum Rüstungsbetrieb

Da aufgrund der drohenden militärischen Niederlage Nazideutschlands alle wehrfähigen Männer und damit der Großteil der arbeitsfähigen Männer in die Wehrmacht eingezogen wurden, entstand im gesamten Reich ein akuter Mangel an Arbeitskräften für die Rüstungsindustrie. Die Nationalsozialisten setzten daher zunehmend Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen ein, so auch im Max Gehrt-Werk.

Im Jahr 1944 wurde die Peniger Betriebsstätte des Rohproduktionshandels Max Gehrt in ein Rüstungsunternehmen umfunktioniert. Flugzeugkleinteile für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG (JFM), mit Sitz in Dessau, wurden hergestellt. Ob und in welchem Maße die damaligen Firmeninhaber bei dieser Umrüstung mitwirkten oder diese von nationalsozialistischen Stellen angeordnet wurde, ist bisher ungeklärt.

Bereits ab Sommer 1944 arbeiteten dort vor allem aus dem sowjetischen Oblast (Gebiet) Nowgorod stammende Frauen und Männer, die nach der deutschen Besetzung Lettlands dem Generalbezirk Lettland angehörten. Untergebracht waren etwa 450 Arbeiter_innen zunächst in dem Barackenlager in Langenleuba-Oberhain. Vor der Ankunft der jüdisch-ungarischen Zwangsarbeiterinnen am 12./13.Januar 1945 wurde ein Teil dieser sowjetischen „Zivilarbeiter_innen in das ehemalige Gasthaus „Grüne Linde“ an der Chemnitzer Straße 71 überführt, ein anderer Teil ins Zweigwerk Richard Berger in Herrnsdorf bei Wolkenburg.Die vorliegenden Ausweise „Nur für Kriegsflüchtlinge aus dem Gebiet der UdSSR“ lassen vermuten, dass es sich bei diesen lettischen Arbeiter_innen um Freiwillige handelt. Möglicherweise flüchteten sie vor der zweiten Besetzung durch die Sowjetunion (die erste Okkupation erfolgte im Sommer 1940), denn die Rote Armee überschritt im Juni 1944 die lettische Landesgrenze. Im Max Gehrt-Werk arbeiteten aber auch Menschen aus Kroatien und Italien.

2. Das Max Gehrt-Werk nach 1945

An das Max Gehrt-Werk, deren Vorgänger und Nachfolger erinnert kaum noch etwas, denn im Jahr 2011 wurden die lange Zeit ungenutzten Gebäude abgerissen. Über die Nutzung des Geländes nach 1945 erzählt in Kurzform die folgende Zeitleiste.

1947-48 Demontage der Junkers-Einrichtungen
1949 Max Gehrt KG Rohstoffhandel
1950er bis 2007 VEAB Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Rechtsnachfolger Altenburger Kraftfutterwerk und Getreidehandel (ALKA) GmbH
nach 1950 Bau eines zusätzlichen Gebäudeteils - L/B/H 5,5/4/3,5 m; Mauerwerksbau
ca. 1965 Bau eines weiteren Gebäudeteils - L/B/H 16/16/13 m, Halle, nicht unterkellert
2011 Abriss der Gebäude
 

Fotos unmittelbar vor dem Abriss 2011

Abbildung 5

Abbildung 5

 
Abbildung 7

Abbildung 7